untransparent

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19.07.19, 10.00 – 18.00 Uhr

Arbeitskabinen auf Etage 5 des Jacob-und-Wihelm-Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin

Ausstellungplakat
untransparent unlucid © Charlotte Hansel
© graphic design by Charlotte Hansel in collaboration with Susi Hinz

Alles, was man in die Zentralbibliothek der Humboldt-Universität mit hineinnimmt, muss transparent sein: vom Beutel, über die Flasche, die man sich bei sich trägt, bis hin zur Flüssigkeit, die sich darin befindet. In den Arbeitskabinen, in den kleinen Gruppenarbeitsräumen mit transparenten Glaswänden sowie auf den Leseterrassen kann man alles überblicken, aber auch man selbst bleibt stets sichtbar. Überall Glas, klare Linien und helles, fast grelles Licht.

Um einen herum erstrecken sich hier nicht enden wollende Regalreihen, gefüllt mit unzähligen Büchern, Schriften und Studien, Anthologien und Lexika. Wissenschaftliche Abhandlungen reihen sich an Romane, gefolgt von Epochenüberblicken und Fachzeitschriften.

Angesammelt ist hier aber eben nicht nur bedrucktes Papier, sondern vielmehr Wissen.

Wir verstehen Bibliotheken als Ort des Erinnerns und Erforschens. In ihnen werden vermeintlich alle relevanten Erkenntnisse gesammelt und aufbewahrt, um daraus neues Wissen entstehen zu lassen und zu generieren und die lokale sowie universelle Geschichte weiter schreiben zu können. Aber wie, und vor allem wessen Geschichte wird eigentlich geschrieben und zugänglich gemacht, indem sie sich in die Regale einreiht? Wie transparent ist dieser Prozess also?

Die Ausstellung in der Zentralbibliothek soll alternativem Wissen sowie unterschiedlichen Formen des Erzählens und der Geschichtsschreibung Raum geben.

So beschäftigen sich die ausgestellten Werke des polnisch-britischen Künstlers Michal Martychowiec mit dem Wesen, der Individualität und den Grenzen von Geschichte unter Verwendung von historischer Sprache und visuellen Traditionen. Darüber hinaus erschafft er eine metaphorische Untersuchung der Strukturen des Historischen und bietet so – basierend auf dem Aufbau des alten chinesischen Brettspiels Weiqi – den strukturelle Rahmen der Ausstellung.

Laura Horellis 21-minütige Videoarbeit “Namibia Today“ zeigt sieben Personen, die in einem U-Bahnhof unterhalb der Karl-Marx-Allee warten, verharrend inmitten der Bewegung mit ihren Erinnerungen und unterschiedlichen Weisen des Geschichtenerzählens. Die finnische Künstlerin macht mit diesem Werk auf die sich überschneidende Geschichte Namibias und Ost-Deutschlands aufmerksam. Dabei blickt sie jedoch nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft.

Diese künstlerische Arbeiten, die alternative Geschichten ins Zentrum rücken, werden ergänzt von einer Auswahl an Publikationen aus dem SAVVY.doc – einem Archiv, das Fragen zu An– und Abwesenheiten in öffentlichen Bibliotheken reflektiert. Als Dokumentations- und Archivzentrum von SAVVY Contemporary sammelt SAVVY.doc eine Vielzahl geschriebener und publizierter Texte und fungiert als ein kollaborativer Raum für Reflexion. Dieser regt zum Nachdenken über unsere Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft an und wirkt gleichzeitig einer Kategorisierung und Entfernung unseren kollektiven Gedächtnisses entgegen.

 

Künstler*innen

Laura Horelli

Michal Martychowiec

 

Kuratiert von Lotta Feibicke, Benedek Hrutka, Natalya Kreminchutsky und Uria Mann

 

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